Und plötzlich war es drei.

Hallo. Hello. Hej. Hola. Salut., Inspiration

Und dann sitze ich an diesem Aprilabend, der gewöhnlicher nicht sein könnte mitten in London im schönsten Hinterhof, den ich je gesehen habe. Einfach so einen Flug gebucht und ein Hotel, bei dessen Bezahlung es mich tatsächlich ein bisschen geschmerzt hat, aber das Gefühl jetzt hier zu sein, ist für kein Geld der Welt zu kaufen. Honestly. Mit einem leichten Kribbeln im Bauch und einem viiiiiel zu schweren Koffer bin ich in den Flieger gestiegen, ohne England überhaupt wirklich zu mögen. Aber irgendetwas war da. Und ist da immer noch. Diesem Gefühl zu vertrauen fühlt sich gut an. Und tatsächlich und wahrhaftig ist hier so ziemlich alles ziemlich lovely. Am Flughafen ein Tagesticket mit dem Worten „have a lovely day, Darling“ in die Hand gedrückt bekommen. Selbstredend, dass ich meinen Koffer keine einzige Treppe hochgetragen habe. Und nach all den Jahren, in denen ich so viele, schwere Gedanken mit mir herumschleppt habe, fühlt sich das mehr als nur befreiend an. Oben angekommen blinzle ich der Sonne entgegen und bin stolz wie Bolle, auf mein Gefühl gehört zu haben – und nicht nur, weil das immer auf meinen Teebeuteln steht. Manche Dinge lassen sich nicht erklären und manche Dinge sind einfach, wie sie sind. Und ganz plötzlich einfach ganz schön schön. Aber eine Sache steht in den Stein gemeißelt, der zuweilen auf meinem Herzen lag – Mut wird immer belohnt. Immer. Und nun sitze ich hier mit Michael aus Australien und Lola, die ich beide erst seit ein paar Stunden kenne, in diesem Hinterhof, der schöner nicht sein könnte, zwischen Kerzen und Weinflaschen. Zwischen Pizzastücken und Oliven. Und obwohl es recht frisch ist, ist mir ganz warm um´s Herz. Ich bin genau am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. Und das ist so ein unfassbar schönes Gefühl, dass es fast wehtut. So oder so ähnlich muss es sich für meine Eltern angefühlt haben, als sie vor ziemlich genau 30 Jahren einen Baum gepflanzt haben. Anlässlich meiner Geburt. Ein Magnolienbaum war das.

Cheers to me. Morgen. Und überhaupt.

Halb. Mond.

Prosa

Du legst deinen Kopf leicht schief und schaust mich über den Rand deiner aufgeschlagenen Zeitung an. Ich sehe von meiner Seite des Tisches nur eine hochgezogene Augenbraue. „Reichst du mir mal die Marmelade, bitte?“, sagst du, ohne den Blick von den gedruckten Buchstaben abzuwenden. Ich lecke mir den Rest Milchschaum von den Lippen und lasse meinen Blick schweifen. Vorbei an der Zeitung, die ich nur als Buchstabensalat wahrnehme. Schwarz und weiss. Dein nackter Oberkörper, mit all der Farbe und noch mehr Buchstaben durchbricht das Grau. Deine Füße stecken in dicken Wollsocken – schließlich ist es Winter. All das. So schön. Hier und jetzt. Während ich den Gummibund deiner dunkelblauen Boxershort betrachte, reisst mich ein Rascheln aus meinen Gedanken, die so kitschig sind, dass mir übel wird. Du hast die Zeitung auf den Tisch gelegt und dabei hat sich eine Strähne aus deinen zum Dutt frisierten Haaren gelöst. „Halloooo, die Marmelaaaadeee, Madame! Träumst du?“. Ich greife nach dem Marmeladenglas und laufe auf deine Seite des Tisches. „Ja, von dir“, höre ich mich sagen während ich dir Croissant-Krümel von der Oberlippe streiche.

 

 

© Julia