Endlich ist er da, der Sommer. Flirrende Hitze, kühle Getränke. Kurze Röcke, ein Sprung ins kühle Nass und danach ein Eis. Herrlich. Ein Eis? Ne, geht nicht wegen weil meine Bikinifigur und so. Mädchen, geh nackt, dann brauchste keine Bikinifigur!
In Zeiten von Body Positvity und Selbstliebe all over hört man solche Aussagen seltener. Sich was gönnen, leben, genießen, essen. Egal, was andere sagen oder denken mögen. Ich bin gut, wie ich bin. Leichter gesagt, als getan. Nun bin ich nicht gegen diese Bewegung, im Gegenteil. Ich finde es gut und wichtig, dass wir alle (und damit meine ich nicht nur uns Frauen) uns mit unserem Körper im positiven Sinne auseinandersetzen. Frieden schließen. Ein bisschen weniger ich würde ja und dafür um so mehr ich bin ja.
| Die Sache mit den kleinen Fehlern.
Aber eine Sache geht mir bei all dem seinen-Körper-lieben-wie-er-ist ein bisschen auf den Senkel. Von einem, zugegeben ziemlich guten Marketing, bekommen wir von allen Seiten zu hören, wir sollen doch bitte schön unseren Körper akzeptieren, wie er ist – mit all seinen Fehlern, auch wenn er nicht perfekt ist. Wie bitte? Das heisst also, ich muss meinen Körper lieben, auch wenn er kleine Makel aufweist? Trotz all der kleinen Unzulänglichkeiten, muss ich mich schön finden? Niemand ist perfekt? Na, wer entscheidet denn, was perfekt ist und was nicht? Trotz der Fehler. Wie ein bisschen Bauchspeck. Cellulitis oder dem krummen Zeh. Ein Fehler ist für mich, wenn etwas nicht richtig funktioniert. Mein Körper funktioniert einwandfrei, trotz Dellen. Aber das ist gar nicht der Punkt. Wir wissen längst alle, dass die fine-getunten Models in den Magazinen und auf Instagram „im real life“ nicht so aussehen. Der Punkt ist, dass diese Sache wieder an Bedingungen geknüpft ist. Als ob man bloß darüber hinwegsehen müsste, ja es gedanklich (oder wie auch immer) nur schaffen müsse, die sogenannten Fehler zu ignorieren, zu kaschieren, zu akzeptieren.
| Würdest du es tun, wärst du auf einer einsamen Insel?
Die selbstbewusste Frau sagt da ja gerne mal „ich mache das alles nur für mich. Für mein Wohlbefinden“. Mag zu Teilen alles berechtigt sein (da nehme ich mich nicht aus), aber würden wir uns wirklich täglich die Beine rasieren oder unsere Augenringe dick mit Concealer abdecken, würden wir auf einer einsamen Insel weilen und keiner Menschenseele begegnen? I doubt it.
Der Punkt ist, dass schön immer noch Erfolg bedeutet. Wir haben das kulturell inhärent und es wird uns gesellschaftlich aufoktroyiert. Dieses Schön hat nur etwas seine Grenzen gelockert. Was früher der akkurate Zengarten war, der keine Pflanzen außerhalb der Beete duldete, ist heute ein bisschen mehr Dschungel. Wildwuchs. Wortwörtlich.
Stilisieren die Medien nicht noch immer Frauen zu Objekten? Ist eine Selbstobjektivierung daher nicht die logische Konsequenz? Wenn ich xx Kilo weniger wiege, dann… Oder wenn ich noch ein bisschen häufiger ins Fitnessstudio gehe, dann… Bedingungen und selbstgeschaffene Regeln, die uns das Leben unnötig schwer machen. Da entscheiden dann 3 kg, ob du auf einer Party Spaß hast oder nicht. Und zwei Kugeln Eis, ob du einen Heulkrampf bekommst oder nicht. Ladys, nein!
| Nein, man muss nicht alles belabeln.
Nun aber bitte nicht die Medien verteufeln. Zu sagen, das Internet sei an allem Schuld, ist zu einfach. Wir haben es ja tatsächlich und zum Glück selbst in der Hand. Beziehungsweise im Kopf. Da fängt das nämlich alles an. Der Diversity Trend ist gut und wichtig. Aber bitte richtig. Sehen Frauen tatsächlich so aus wie die curvy Plus Size Models, die sich lasziv am Strand räkeln? Ist das quasi nicht wieder genau dasselbe, bloß mit 10kg mehr auf den Rippen und vor dem fadenscheinigen Vorhang der Body Positivity Bewegung? Und wieso muss man das Plus Size nennen?
Wir sollten aufhören, alles belabeln zu wollen. Das scheint ein neuer Trend zu sein. Beim Essen, in der Freizeitgestaltung und so auch beim Körpergefühl. Haste keinen Namen dafür, ist es nix. Man muss doch hier gar nichts klassifizieren. Je mehr Beachtung man gewissen Dingen schenkt, um so mehr rückt diese Sache in den Mittelpunkt. À la jetzt bitte bloß nicht an den rosa Elefanten denken. Oder „ich esse einen Monat keine Süßigkeiten“ – dann kommt sicher der ultimative Jieper um die Ecke.
| Bitte nur mal eben kurz vorstellen.
Ein erster Schritt wäre die Entkopplung von dem (Selbst-) Wert und dem Aussehen. Noch so geil verpackte und mega instagramable Pralinen schmecken halt manchmal trotzdem einfach nur scheisse. Ich bin wer, weil ich ich bin. Und zwar nicht trotz meiner Fehler, sondern genau wegen dieser. Wie wäre es mit Komplimenten, die den Wert des Menschen, die Seele in den Vordergrund rücken? Bitte nur mal für einen kurzen Moment vorstellen. Wenn alle das machen, würde das ganz schön viel ändern.
Ich bin nicht dafür, dass Aussehen, die Hülle gänzlich zu ignorieren. Denn oftmals geht es ja hier auch um die Gesundheit. Aber um sich schön zu fühlen, braucht man kein Label oder irgendeine eine Bewegung – da reicht es, sich mal selbst kurz an das hübsche Köpfchen zu fassen. Denn das findet dich immer nur genauso schön, wie du es ihm suggerierst. Und wenn dein Hirn dir halt manchmal sagt, scheisse heute. So be it. Solange es dein Hirn ist und nicht das Hirn von jemand anderem, ist das mehr als okay.
© Julia
Ein Gedanke zu “How to have a beach body: have a body, go to the beach.”