Dolce. Vita.

Lifestyle

Jeder lebt ja für irgendetwas. Für den Sommer, die Beziehung für Pizza oder für die Arbeit. Getreu dem Motto lebst du schon oder arbeitest du noch. Wieder andere leben nur für das Wochenende. Da macht es durchaus Sinn für den (guten!) Geschmack zu leben. Julia und Irina von Living4taste machen nämlich genau das. Die zwei Münchner Mädels sind nicht nur zuckersüß, sondern haben vergangene Woche ihr erstes Blogger Event gehostet. Nachdem einige Tage zuvor viel zu früh ein paar #herbstvibes durch München zogen, meint es Petrus am Donnerstag mehr als gut. 36 Grad und es geht noch heißer. Das war hier Programm als wir uns an einem wunderschönen Augustabend am Gärtnerplatz zusammenfanden. Die liebevoll gedeckten Tische, die herzliche Begrüßung und die zauberhaften Gäste machten den Abend zu einem vollen Erfolg.

Aber von Anfang. Viel zu spät schaffe ich den Absprung aus dem Büro, weil irgendwas ja immer ist und Deadlines leider keine Sommerpause kennen. Irina drückt mir einen veganen, alkoholfreien Kokos-Aperitiv in die Hand, der mit ganz viel Kokosorbet auch auch allen Nicht-Veganern wunderbar schmeckt. Während ich dann so dasitze und an meinem gekühlten Drink nippe, erholt sich mit jedem Schluck auch mein überanstrengter Puls. Mädchen in schönen Kleider rücken Blumen zurecht, schieben Gläser ins rechte Licht und Wlan-Passwörter werden verteilt. Wie heisst du auf Instagram, werde ich gefragt noch bevor ich meinen richtigen Namen sage. Immerhin sind wir hier auf einem #bloggerevent. Stefano, der Betreiber des Del Fiore am Gärtnerplatz schaut dem Spektakel von der Bar aus zu, später trinke ich eiskalten Rosé mit ihm und erfahre, dass es meine Lieblingseissorte (Sorbet mit Thymian) schon nicht mehr gibt. Dafür probiere ich Mango Lemongrass und Haselnuss aus dem Piemont und bin so gar nicht traurig. Das Tolle an Stefanos Kreationen ist ja, dass sie sich saisonal ändern und vor allem nicht aus einer Einheitseismasse entstehen, wie (leider) bei so vielen italienischen Eisdielen. Das erfordert zwar doppelt so viele Schritte in der Produktion – Zeit die gut investiert ist und das Del Fiore Gelato so besonders macht. Künstliche Aromen, Fertigmischungen oder industriell hergestellte Halbwaren kommen bei Stefano nicht in die Eistüte.

„Mein Team und ich haben Monate im Eis-Labor damit verbracht, die Besonderheiten einer Frucht mittels eines individuellen Eiskörpers zur vollen Entfaltung zu bringen. Wir sind stolz darauf, etwas geschaffen zu haben, das in der heutigen Zeit Seltenheitswert hat: Unverwechselbarkeit.“

Deshalb gib es in den Del Fiore Cafés (mittlerweile drei in München) auch maximal zehn Sorten. Von Frischmilch Varianten wie Grand Cru Schokolade (ein Traum), Jogurt-Honig oder Gianduia Nougat über vegane Sorbets wie junge Kokosnuss, Zitronenmelisse oder Schoko (!). Sie sind alle köstlich und ich weiss das deshalb so genau, weil ich alle (ähm, ja) probiert habe.

Und weil es ein ungeschriebenes Gesetz ist, dass man nach jedem süßen Bissen einen herzhaften Happen essen muss, probiere ich auch gerne etwas von den vorzüglichen Antipasti. Das Tolle an der italienischen Küche ist ja, das die mit ganz wenigen, aber hochwertigen Zutaten auskommt. Wer beispielsweise einmal fruchtig-aromatische Tomaten mit echtem Büffelmozarella gegessen hat, möchte nie wieder etwas anderes essen. Und weil Stefano Italiener durch und durch ist, gilt in seinen Café das Motto weniger ist mehr. Vom Espresso, den Pastagerichten, dem hausgemachten Eis oder der kleinen, aber feinen Auswahl an Alimenatri. Aber zurück zu den Antipasiti. Die heißen ja schließlich nicht ohne Grund so. Danach esse ich nämlich noch Pasta und bin mehr als glücklich. Eines muss man den Italiener lassen, die Sache mit dem Dolce Vita haben sie echt drauf. Mit einem Spritz in der Hand und dem Glück im Bauch fühle ich mich wie auf einer Piazza mitten in Rom – dabei sitze ich in der Abendsonne am Gärtnerplatz. Wer hat nochmal gesagt, das München die nördlichste Stadt Italiens sei? Egal, aber recht hatte die oder der.

 

 

© Julia

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Schmankerl:

Das Highlight des Abends war definitiv die Kreation unserer eigenen Eisbecher. Aus den allerfeinsten Eissorten, fruchtigsten Beeren und geröstetem Sesam (!) habe ich was ziemlich Leckeres gezaubert. Und das Beste: Wenn ihr fleißig für meinen Becher abstimmt, gibt´s den im September auf der Karte im Del Fiore.

Wer geht mit mir ein Eis essen?

Alle Infos auf Instagram und Facebook. Stay tuned.

 

 

 

 

 

Stefano © Living4taste.de

 

 

Titelbild © Living4taste.de

Vom Scheitern und anderen erfolgreichen Dingen.

Kolumnen

„Na, geht´s dir gut?“ wird man ja gerne mal gefragt. Morgens im Büro, auf dem Weg in die Kaffeeküche. Beim Sonntagsspaziergang. Oder wenn man sich zufällig in der U-Bahn trifft. Wobei das ja eigentlich gar keine Frage ist, denke ich mir als sich die Türen mit einem piependen Geräusch schließen. Weil man das Fragezeichen ja oft nicht raus hört und es ohnehin viel zu oft eher nach einer Aussage klingt, auf die es nur eine richtige Antwort zu geben scheint. Ich hätte gern nein gesagt. Einfach so, um zu gucken, wie die anderen dann gucken. Das wäre dann so, wie wenn man mal ein Glas Wasser trinkt, bloß um die Leber zu überraschen. Oder so.

Sei glücklich! Und das ist keine Frage.

Geht´s dir nicht gut, stimmt irgendetwas nicht mit dir – so der Tenor. Leiden ist unschicklich. Und das in einer Gesellschaft, in der jede(r) zweite einen Jour Fixe beim (Psycho-) Therapeuten hat und Anti-Depressiva wie Lutschbonbons verteilt werden. Aber leiden, das tut man gefälligst allein in seinem stillen Kämmerlein. Es gibt Tabletten, die glücklich machen. Es gibt Yoga, Tees, Diäten ja sogar Magazine veröffentlichen Guides, die einem das große Glück versprechen. Glücklichsein ist en vouge. Scheitern eher nich so. Ist es naiv, alles Schlechte in einer Kiste auf dem Dachboden zu verstauen – aus den Augen aus dem Sinn? Oder ist es vielleicht sogar gut und wichtig. Ein Ansporn, um seinen inneren Frieden und das ganz große Glück tatsächlich zu finden?

Von Null auf Hundert und zurück

Try again. Fail again. Fail better. Das ist die Start-up Mentalität aus dem Land mit hübschen Sternchen auf der Flagge. Schlechte Erfahrungen bringen gute Ergebnisse hervor. Prägen, machen schlauer und reifer. No risk, no fun. No money und ergo no Erfolg. Mehr Risiko. Mehr Gewinn. Man muss auch mal raus aus der Comfort Zone, was riskieren, um in der Zukunft vom eigenen Mut in der Vergangenheit zu profitieren. Und das ist nicht (nur) im finanziellen Sinne gemeint. Mehr ist mehr. Nur bloß immer weitermachen. Scheitern an sich scheint nicht das Problem zu sein, ist es doch konstitutiv für das Menschsein. Interessant ist aber die Tatsache, dass Scheitern nur anerkannt wird, sofern es Indiz für späteren Erfolg ist. Es gibt unzählige Stories, die in Tellerwäscher-zum-Millionär-Manier vom Scheitern und dem darauffolgenden Erfolg berichten. Von jemandem, der es von ganz unten nach ganz oben geschafft hat, obwohl ihm immer wieder Stolpersteine in den Weg gelegt wurden – vom Schicksal oder von wem auch immer. Dieser jemand ist auf dem Zenit der Glückseligkeit angelangt und das wollen wir ja alle. Oder? Es sind genau jene Geschichten, die Menschen motivieren immer weiter zu machen, zu suchen und zu streben – nach dem, was sie Glück nennen. Was in Vergessenheit gerät ist, dass Glück kein Ort ist, an dem man verweilen kann, sondern per se eine sehr volatile Angelegenheit ist. Vielleicht ist es just diese Eigenschaft, die den Mensch so erpicht es fangen und konservieren zu wollen, dieses Glück.

Sei glücklich! Lautet der wohl einzig gesellschaftlich akzeptiere Imperativ. In den USA ist das sogar ein Geburtsrecht. Was Thomas Jefferson dazu veranlasst hat, das in die Unabhängigkeitserklärung zu schreiben, ist unklar. Denn, die Glücklichsten sind die Amerikaner mitnichten. Trotz und obwohl der „Pursuit of Happiness“ Treibstoff einer ganzen Nation ist. Alles ist möglich. Und das nicht erst seit Trump. Man muss es nur genug wollen. Vielleicht hab ich es auch nicht zu sehr gewollt, dieses Glücklichsein, frage ich mich da manchmal, wenn ich mal wieder die Welt von unten betrachte.

Immer einmal mehr als du

Sei glücklich, sage ich mir dann matraartig und empfinde es zunehmend als Zwang. Ein Diktat der Leistung. Dabei haben Psychologen herausgefunden, dass gerade der Druck glücklich sein zu müssen, erst recht unglücklich macht. Und die müssen es ja wissen. Wenn wir noch ein bisschen weiter gehen und den Verfechter der Abgründe und des Unglücks zu Rate ziehen, müssen wir alle ohnehin viel mehr ausharren und auch einfach mal was aushalten. Es scheint, als haben wir das verlernt. Denn Friedrich Nietzsche schrieb und forderte 1886 (!), dass wir das Leben mit seinen Höhen und Tiefen bejahen müssen und uns von der Konvention sowie dem Zwang, alles in gut oder schlecht unterteilen zu wollen, zu lösen. Wir müssen erkennen, dass diese zeitliche Abfolge von Ups und Downs untrennbar ist. Weil Glück und Leid oft nur einen Fingerschnipp voneinander entfernt sind und nichts die Vergänglichkeit und die Volatilität des jeweiligen Zustandes mehr verkörpert als dieser schmale Grat. Und, noch viel wichtiger: Die Erkenntnis, dass gerade in der Annahme dieser These der eigentliche Mut und die Stärke liegen. Puh, mag da jetzt vielleicht einer denken, was interessiert mich das Geschwätz eines alten, grauen Mannes. Aber auch die blitzgescheite Bloggerin und Autorin Ronja von Rönne berichtet in ihrer Rede vom Aufgeben als einer Form von Befreiung. Denn es ist ja so: Man merkt ja beispielsweise innerhalb von Sekunden, ob etwas passt oder nicht. Oft ist da das Unterbewusstsein sogar schneller als der Verstand. Beim Studium, bei Jobs aber auch bei Menschen. Da kann man ruhig mal auf sein Bauchgefühl hören. Und scheitern. Vielleicht was daraus lernen, vielleicht aber nicht und einfach scheitern, um des Scheiterns Willen und das, meine Freunde (surprise!) ist auch völlig okay.

Immer einmal mehr aufstehen, als man hinfällt, sagte Mutti schon im Kindergarten. Und nicht nur, wenn das Fahrradfahren ohne Stützräder nicht so ganz funktioniert hat. Dieser Satz impliziert ja noch etwas ganz anders. Hinfallen okay, liegenbleiben nicht okay. Vielleicht müssen wir mit diesen alten Mythen endlich aufhören, die so fest in unseren Gehirnen verankert sind. Scheitern ist nämlich gar nicht mal so unsexy. Hinfallen (mit High Heels) auch nicht. Und dann halt auch einfach mal auf dem Boden liegen bleiben. Von hier eröffnet sich nämlich ein ganz neuer Blickwinkel.

 

© Julia

 

#ohnegroßeworte

Inspiration

Dieses Bild entstand vor zwei Wochen. Vor vierzehn Tagen. Keine Jahreszeit steht so sehr für Veränderung und Umbruch, wie der Herbst. Prächtiges Farbenspiel, kühler Wind, Sonne und Nebel – alles innerhalb ein paar Stunden, alles so vergänglich. Melancholie im Wechsel mit Glückseeligkeit. Und ehe man sich´s versieht, nur ein Wimpernschlag entfernt – ist alles kahl, alles anders. Von einer Sekunde auf die andere ist alles anders. Der Herbst ist so turbulent wie das Leben. Wenn man es schafft, jeder Veränderung etwas Positives abzugewinnen, wird es ein guter Winter. Glaube ich.

afterlight

Rays of change